Sonntag, Juli 02, 2006

Bücher, die (k)eine Chance hatten.

Zur Zeit kursiert wieder mal ein Stöckchen in der Bloggerwelt. Diesmal geht es um Bücher, die unsere Regale belagern, aber nie, trotz mehrerer Versuche, unser Wissen bereichern werden.

Florian Illies – Generation Golf
Geschenkt bekommen habe ich die vermeintliche Hymne auf die 80er Jahre. Gekauft hätte ich sie mir vermutlich nie, denn für mich gab es wenig Beschreibenswertes in diesen Jahren. Die Beschreibung einer Mittelstandsgesellschaft, die immer weniger Werte und immer mehr Konsum vermittelt und dabei vor Langeweile fast einschläft, lag mir schon in den 80ern nicht.
Die Verflachung begann und wurde durch Verehrung von Yuppies, dem damit verbundenen Bankenwesen, simpler Popmusik und Supermodels sichtbar. Der allgemeine und nicht mehr auf einen bestimmten Typus Menschen beschränkte Wunsch nach Schein und weniger Sein nahm in diesem Jahrzehnt seinen Anfang und fand leider bis heute kein Ende.
Auch die immer stärker werdende Strömung der Gruppenzugehörigkeit, der Einordnung nach Marken-Klamotten und Frisuren, die in diesem Jahrzehnt ihre rasend schnelle Entwicklung nahm, war mir schon in jenen Jahren zuwider. Da nehme ich weder die Popper noch die Punks noch die Ökos aus. Alle begannen sich über Äußerlichkeiten zu einer Gruppe zu bekennen und in ihr das Heil zu suchen, um sich von anderen abzugrenzen.
Es lebe die Individualität. Wo das alles hinführte und bis heute noch hinführt ist bekannt
„Wetten dass...?“, der Golf und was auch immer alles noch von Florian Illies als Synonym dieser Zeit genannt wurde, kann mich nicht erwärmen. Als 71er Jahrgang (wie der Autor) habe ich das alles selbst erlebt und kann somit aus tiefstem Herzen sagen: Einmal reicht!

Michel Houellebecq – Ausweitung der Kampfzone
Selten gab es ein Buch, das ich so gern lesen können wollte, wie „Ausweitung der Kampfzone“. Inzwischen wirklich ein Fan von Houellebecqs Romanen, habe ich sein Schlüsselwerk immer wieder angelesen, reingelesen – und am Ende wieder ins Regal gelegt.
Es will einfach nicht funktionieren zwischen mir und diesem Buch. Kapitel Drei ist bisher das Äußerste gewesen und jeder der das Buch kennt, weiß wie kurz die einzelnen Kapitel sind.

Sven Regener - Neue Vahr Süd
Alternativ könnte auch „Herr Lehmann“ von eben jenem Autor an dieser Stelle genannt werden. „Herr Lehmann“ konnte mich nicht recht fesseln, da ich, das gebe ich gern zu, mit der Szene des Mauer-Berlin der 80er Jahre (da haben wir sie schon wieder) nicht viel anfangen konnte. Vielleicht hätte man dabei sein müssen, aber zu dem Zynismus dieser Zeit in der Insel-Stadt, wie er sich für mich in dem verfilmten Werk des „Herr Lehmann“, aber auch in der damaligen Kunst- und Kulturszene darstellt, finde ich keinen Zugang.
„Neue Vahr Süd“ war für mich ein Versuch, das ganze von Beginn an aufzurollen und so die Zusammenhänge besser zu verstehen und der Zeit vielleicht näher zu kommen, doch verhält es sich mit Sven Regeners Büchern für mich wie mit seiner Band „Element of Crime“. Ich kann keine Beziehung herstellen. Ich lache und weine wohl einfach über andere Dinge.

Arno Geiger – Es geht uns gut
Erwischt! Das ist eines der Bücher an dessen Umsatzsteigerung, zumindest in meinem Fall, nicht so sehr gute Kritiken, ein interessanter Plot oder der gewonnene deutsche Buchpreis schuld sind, sondern tatsächlich die Verpackung. Schon beim ersten Ansehen auf einem Buchtisch fand ich die Gestaltung des Umschlags unwiderstehlich und legte das Buch nur aus Geldmangel zurück. Was nun so besonders an diesem Heile-Welt-Foto aus den 50ern und der schlichten Gestaltung ist – ich weiß es nicht - aber am Ende wanderte es doch mit in die Tüte.
Dabei reizen mich Familiengeschichten nicht mal. Bisherige Ausnahmen sind Jonathan Franzens „Die Korrekturen“, John Steinbecks „Jenseits on Eden“ oder Steward O´Nans „Sommer der Züge“, aber auch hier wird deutlich – Amerikaner können diese Geschichten, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, besser erzählen.
Ich stand jedoch im Wort. Nun ist es nicht ungewöhnlich, das mir ab einer gewissen Uhrzeit das Buch auf die Nase fällt, aber hier stellte sich das Lesen von der ersten Seite an als ein Kampf gegen den Schlaf heraus. Von diesem Buch würde ich behaupten, das es nie seine Zeit findet, von mir gelesen und verstanden zu werden.
Es ist einfach langweilig und wird es wohl immer bleiben – verzeihen sie, werter Arno Geiger, das ich das hier so offen sage, aber ich scheiterte schon an der Verortung der einzelnen Handlungsstränge.
Wenn jemand interessiert ist - dieses Buch sucht ein neues Zuhause, in dem ihm die Liebe zuteil wird, die es sicher verdient.

Ich werfe das Stöckchen weiter an:
Claudi, Janne (vielleicht hat er ja Lust, zu diesem Thema bei seiner Süßen zu gastieren.), Nina-Maria, Burnster und Ole, in der Hoffnung, das die beiden letztgenannten das überhaupt mitbekommen und meine Neugier in Bezug auf die Frage, was unter ihre Leselampe fehlen darf, befriedigen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist lieb, aber ich hatte schon. Guckst du hier

Anonym hat gesagt…

Das ist lieb, aber ich hatte schon. Guckst du hier

Äh, jetzt stimmz der Link auch.

schafswelt hat gesagt…

Mal schnell reingeschaut. Ist viel Musik drin, aber das war ja nicht anders zu erwarten...:-)
Habe zwar eine andere Meinung zu T.C. Boyle, aber "Wassermusik" ist definitiv Kaugummi. Habe ich auch nie zu Ende gebracht. Gilt ja eigentlich als das Männerbuch seiner Werke.
Und das wir uns bei der nicht vorhandenen Liebe zu Bikern und Motorrädern treffen würden, erstaunt mich, aber die Zerstörung dieses Klischees erfreut mehr als das es mich befremdet..:-)