Samstag, Februar 17, 2007

Mein Held des Alltags

Natürlich bin ich allein, als ich mich am Donnerstag ins Auto setze, es starte und es lediglich ein leises Wimmern von sich gibt, bevor es vollständig verstummt. Mir wird schlecht. Meine Verbindung mit der Zivilisation ist gekappt und mir stehen noch vier lange Tage der Einsamkeit bevor.
Der Gang der Dinge wäre jetzt, routinemäßig den ADAC zu rufen, aber irgendetwas sagt mir, dass es sich um einen Schaden handeln könnte, der nicht mit ein paar Überbrückungskabeln zu lösen ist. Ich versuche erneut zu starten und erkenne, dass alle Warnleuchten angehen. Ich drehe den Schlüssel zurück, um ihn erneut, aber dies mal nur um die Hälfte zu drehen und prompt brüllt mich das Radio an und die Lüftung verpasst mir eine Fönfrisur. Okay, die Batterie ist es wohl nicht.

Also rufe ich R. an, seit meinem Zuzug der Mechaniker meines Vertrauens, um vielleicht so etwas wie eine Ferndiagnose zu erhalten, die mir eine kompetente Einschätzung meiner Situation gestattet. Schnell kommt er zur Sache: „Das könnte auch der Anlasser sein.“
Ich erinnere mich, dass er bei unserem letzten Akt der Wiederbelebung vor einem Jahr, übrigens ein Akt, von dem er uns schon damals ganz selbstlos abriet, prophezeite, dass uns dieses Problem einholen wird. Jetzt war es da – natürlich gerade jetzt. Ich frage etwas verschämt, ob er denn auch Hausbesuche machen würde. „Passt es gegen Eins?“. Toll!

Um es kurz zu machen: Es war der Anlasser und zwar so total, dass ein neuer her musste. Zusammen stehen wir in der Kälte und diskutieren, ob sich das noch lohnt.
Er könne sich nach einem gebrauchten umschauen, aber das wäre auch das maximale, was er noch raten würde. Wir sind uns einig. Einen neuen Anlasser in ein Auto einzubauen, dass in einem halben Jahr seine finale Fahrt antreten soll, macht keinen Sinn. Er hätte mir alternativ gern den Kundenwagen angeboten, so hätte ich Zeit zum Überlegen gehabt, aber der sei leider noch bis Samstag unterwegs.

Als am Freitag das Telefon klingelt, wühle ich mich gerade durch die Gebrauchtwagenanzeigen von Autoscout24.
„Ich habe einen gebrauchten Anlasser gefunden. Bist Du nachher da?“ Natürlich bin ich. Bis Fünf. „Na, bis dahin wollte ich eigentlich fertig sein.“ Noch besser! Und so kommt es, dass R. und ein Kumpel von ihm gegen Mittag vorbeikommen, um das Auto die Straße rauf und runter zu schieben, in der Hoffnung, dass es anspringt. Totaler körperlicher Einsatz und die beiden lassen mich, auch wenn am Ende doch geschleppt werden musste, beeindruckt zurück.

Als ich das Auto um Fünf abholen will, steht es noch immer in der Werkstatt. Mit schwand Böses. Aber alles ist gut. Fast alles.
„Das ganze hat sich doch ein wenig Komplizierter gestaltet als vermutet!“ Ich werde blass. Ich sehe mich schon vier Kilometer durch einen dunklen Wald nach Hause laufen. „Nein, nein, keine Sorge, er läuft jetzt wieder, aber es musste noch…“ Er bricht ab. Ich schaue fragend. Er winkt ab: „Ach, vergiss es, gib mir einfach die xx Euro. Schwamm drüber!“ Ehrlich? „Ja, wir machen das so. Kann nur sein, dass ihr noch mal wieder Probleme mit der Batterie bekommen werdet. Der zieht jetzt einfach viel Strom.“

Das Finanzielle wird geregelt. Er fährt den Wagen aus der Werkstatt. Ich setze mich ans Steuer, lausche dem anspringenden Motor und fühle mich gerettet. Ich lächle dankbar und denke, warum kann es nicht mehr Menschen geben wie R. in einer Gesellschaft, die gern erst nach ihrem eigenen Gewinn fragt, bevor sie sich in Bewegung setzt?

Rene Meissner vom 1a Autoservice in Crivitz ist mein Held – mein Held des Alltags.

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