Als erstes sahen wir „Prinzessin“, ein Wettbewerbsbeitrag.
Von der Problematik, die dieser Film aufgreift, nämlich umherziehende, sich prügelnde Mädchen (oder sollte ich sagen junge Frauen?) hatte ich schon gelesen . Der Bericht über diese Mädchenbanden befremdete mich. Das solch filigrane Wesen, denn sie waren, nach den Fotos zu urteilen, alle schlank und äußerst weiblich anzusehen, solch eine Aggression in sich und aus sich heraus trugen, machte mich betroffen. Die Brutalität und Aggressivität ihrer Vorgehensweise scheint denen der Männer in nichts nachzustehen.
Und genau diesem Thema widmete sich der Film „Prinzessin“. Plattenbauleben, Aussiedlergeschichte, keinen Job, kein Zuhause, all das spielt hinein, in das Leben der vier Mädchen, die zusammen im wahrsten Sinne des Wortes um die Häuser ziehen. Grundlose Gewalt an anderen, um eigene Frustrationen zu kompensieren, ausgelöst durch zu blonde Haare, ein zu braves Auftreten oder einfach nur vermeintlich übler Nachrede, führen zu Anzeige und so denn, wenn in diesem Fall eine der Protagonistinnin dem Termin nachkommen würde, zu Knast.
In dem Film sind es drei deutsche Mädchen, die mit einer Russin herumziehen und deren Alltag zwischen miesen Jobs, miesen Familienverhältnissen und verbalen und tätlichen Attacken stattfindet.
Als Russin bei den Deutschen ausgegrenzt und als jemand, der mit Deutschen herumzieht, bei den Russen ausgegrenzt, hat Katharina niemanden, zu dem sie wirklich gehört. Sie möchte nicht am abgegrenzten russischen Leben teilnehmen, jedoch die fordernde, aber auch die schützende Stärke der Mädchengang ist nicht in letzter Konsequenz ihr zuhause. Zu brutal scheint ihr das Vorgehen der Anführerin, eines missbrauchten, von Zuhause herausgeschmissenen jungen Mädchens, deren einziges Mittel zu überleben nur noch Schläge, Härte, Großtuerei und Abzockerei ist. In den Loyalitäten der Familie aber auch der Freundin gegenüber gefangen, ist es schwer für Katharina, ihren eigenen Weg, jenseits all dessen zu finden. Immer wieder fordern beide Seiten ihren Tribut und ziehen sie so in am Ende nicht aufzulösende Situationen.
Beeindruckt hat mich das Thema und dessen konsequente Umsetzung. Auch, wenn in dem Film „nur“ drei Übergriffe tatsächlich zu sehen sind, ist die Aggressivität, der Wunsch, mit einem Schlag tatsächlich endlich ein Problem weniger zu haben, immer vorhanden. Die Bereitschaft zu Streit, regelrecht die Suche nach einem Grund zuzuschlagen, um sich tatsächlich stark genug zu fühlen, zeigt sich in fast allen Szenen.
Der Film endet ohne eine Lösung zu bieten. Das wäre zu einfach. Stattdessen lässt es die Regisseurin eskalieren und fordert eine Entscheidung. Für uns ist diese leicht zu treffen, aber ob sie für solche Mädchen tatsächlich leicht zu treffen wäre?

Ein wunderbarer Film über ein Fleckchen Erde in Mecklenburg-Vorpommern, das „Rosinenberg“ genannt wird.
Der Film ist ein Porträt über drei Männer, Künstler, die jeder für sich eines der drei Häuser auf dem abgelegenen „Rosinenberg“ bewohnen, über deren Beweggründe, in dieser Abgeschiedenheit mehr oder weniger allein zu leben , aber auch der Geschichte dieses Fleckchen Erde und der Entstehung des Namens „Rosinenberg“. Am Ende ist es ein Stück mecklenburgische Geschichte, das erzählt wird und das so oder ähnlich in jedem anderen Dorf passiert sein kann. Der Film wird in wunderbaren Bildern und Worten erzählt, die einen immer wieder Schmunzeln lassen, aber auch zum Nachdenken bringen und die für mich persönlich genau die Gedanken und Empfindungen darstellen, die auch mich einmal bewogen haben, hierher zu kommen.
Schönster Satz (sinngemäß): „Von den Menschen hier würde ich mir wünschen, dass das, was wir hier machen als Arbeit angesehen werden würde.“ Dafür habe ich tiefes Verständnis, aber das werde auch ich sicher nie erleben.
Trotzdem oder gerade deswegen, es gibt kein schöner Land.
Den dritten Film „Burning Life“ habe ich größtenteils verschlafen.
Ewige Dunkelheit und schlechte Luft forderten ihren Tribut, jedoch entlarvte sich der Plot, nachdem er recht stark begonnen hatte, schnell als Thelma & Louise Adaption, transferiert in die Wendezeit Deutschlands. Doch die Dichte am Original, sofern den Thelma & Louise das Original ist, machte die Geschichte nicht mehr allzu spannend für mich. Nett waren immer wieder die kleinen Randszenen, in denen deutlich wurde, wie West und Ost aufeinander zugingen.
Alles in allem haben wir schöne und spannende Filme gesehen, die gerade auf „Der Rosinenberg“ bezogen, diesen Tag mehr als bereichert haben und das Sitzen in dunklen Kinosälen trotz des Wetters rechtfertigen konnten.

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