Freitag, April 07, 2006

Thank you for being a friend.


Es gibt sie, die Tage, an denen ich das Gefühl habe zu ertrinken. An denen ich spüre, wie mir das Wasser über den Kopf zusammenschlägt, es mich immer tiefer zieht und ich in dem dunkler werdenden Raum langsam die Orientierung verliere.
Am Ende bin ich soweit, sinnentleert in den Fernseher zu starren und mir das Leben der Nachmittagsserien so sehr zu Herzen zu nehmen als wäre es mein eigenes. Das am Ende immer ein Problem gelöst wird, gibt mir ein Gefühl der Kontrolle zurück, das in meinem realexistierenden Leben komplett abhanden gekommen ist.
Ich (v)ergehe und (v)erlaufe mich und am Ende bin ich nur auf der Suche nach einem Grund, um um mich zu schlagen – um mich zu schlagen.

So geschehen dieser Tage. Gedanken, Organisation, Diskussion, Grundsätzliches und meine eigene „Arbeit“ forderten ihren Tribut. In einer Art Dauerschleife gefangen, schwanden Kräfte, Gelassenheit und Freude.
Lieblingsingos Antennen fingen schon früh die Schwingungen auf und statt, wie es sicher leichter für ihn gewesen wäre, den räumlichen Abstand zwischen uns genau in diesem Moment konsequent einzuhalten, ließ er seine Beziehungen spielen, charterte unser beider Lieblingsauto und schenkte mir einen Tag.

Nachts um zwei eingetrudelt, schlief er sich aus. Nach dem mittags eingenommenen Frühstück, folgten wir dem Ruf der Straße und machten uns auf den Weg nach Wismar.
Nach Kampf mit Türen und Sitzeinstellung (und ich sag noch, das man zuviel Elektronik im Auto haben kann) ließen wir uns von einer bekannt angenehmen Stimme den Weg weisen, lehnten uns zurück und genossen die Tatsache, das mehr als die für uns üblichen 75 PS für ein leichtes Ziehen im Magen sorgten.
Als das Ziehen in meinem Magen nicht aufhören wollte, erinnerte ich mich an die Fahrten, die wir als Familie in dem jeweils neuen BMW meines Vaters unternahmen. Der Neuwagengeruch, von vielen Männern verehrt, sorgte jedes Mal dafür, das ich mich fast übergeben musste. Nur das Öffnen des Fensters und die Konzentration auf das Ende der Fahrt konnten Schlimmeres verhindern. Ich ging von jeher davon aus, das es an den Ausdünstungen gelegen hatte, bis ich selber Fahrunterricht nahm. Nachdem ich in der Lage war, die kompromisslose Unbarmherzigkeit im Fahrstil meines Vaters zu erkennen, vermied ich es, mich in ein Auto zu setzen, an dessen Steuer er saß.
Und welchen Grund konnte ich auf der Fahrt nach Wismar hervorbringen? Der BMW Ein(s)er hatte schon gut seine 19000 km runtergefahren, also kein Neuwagengeruch und Ingos Fahrstil ist adäquat.
Sollte ich eine BMW-Allergie haben? Und wenn ja, gilt die auch für den Mini?

In Wismar angekommen, fanden wir, widersprüchlichen Informationen der angenehmen Stimme zum Trotz, mit Hilfe der Eisenpopel in unserer Nase den Weg zum Wasser.
Die Nasen in den leider nicht nach Meer riechenden Landwind haltend, gingen wir über Wasser und genossen die frische Luft. Endlich sah ich etwas anderes als meine Welt. Als es zu regnen begann, setzten wir uns in ein nettes Hotelcafé und statt das ich an die Verpflichtungen dachte, die zuhause auf mich warteten, hielten wir das Personal mit nichtigen Kaffeebestellungen davon ab, vor Langeweile zu sterben.














Gern hätte ich öfter geschwiegen, zugehört, wäre mehr auf dich eingegangen, Ingo, aber ich war einfach nur froh, das du da warst und mich gelassen hast.

Thank you for being a friend. Thank you for not smoking in the car.
Love.

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