Samstag, April 15, 2006

Drei Männer - drei Meinungen

Ich lerne.
Natürlich lerne ich. Man hört ja nie auf zu lernen. Dieser Tage jedoch lerne ich so manches mal mehr in ein paar Stunden als sonst in einer durchschnittlichen Woche.
Meine Lehrer sind Installateure, Elektriker oder handwerkübergreifend arbeitende Freunde.
Winkelmaße, Quadratmeterzahlen, Kw-Werte, Abluft, Zuluft, Dampfsperren, Kältebrücken, Unterputz und Baustoffe jeglicher Art rauschen durch meine Ohren und versuchen sich in meinem Gehirn zu verankern. Ich gebe zu, damit haben sie es nicht immer leicht. Zu inflationär scheint mir der Umgang mit diesen Begriffen in meiner Gegenwart, als das ich nach vier Sätzen noch folgen könnte. Aber das es keine dummen Fragen gibt, lehrte man mich schon früh und so scheue ich mich nicht, Löcher in den Bäuchen dieser meiner Lehrer zu hinterlassen.

Der Installateur spielt bei der Entstehung eines Bades natürlich eine entsprechende Rolle. Auch beim Einbau eines neuen Heizungssystems ist er nicht wegzudenken.
Um herauszufinden wer und vor allem was das Richtige für mich ist, entschied ich mich, drei verschiedene Firmen um ein Angebot zu bitten.
Die Erste war die Empfehlung eines Freundes, die zweite die Empfehlung eines Nachbarn und die Dritte habe ich aus dem Internet herausgesucht.
Drei als krumme Zahl schien mir sinnvoll, um zumindest eine mehrheitliche Empfehlung für das eine oder andere System zu bekommen.

Als erstes stellte sich der Herr K. von der Firma K. vor.
Ein älterer Herr, durchaus Mecklenburger Schlag, und in Folge dessen abwartend, wortkarg und schwer zu motivieren. Schon das Zustandekommen des Termins war eine Herausforderung, denn ich hatte zuvor schon eine Woche lang mit seinem Anruf gerechnet bis endlich der empfehlende Freund den werten Herrn K. auf einen Termin festnagelte.
Bei einer Tasse Kaffee erklärte ich ihm mein Ansinnen, entsprechend unkonkret, da ich selbst noch keine Ahnung hatte, was ich wollte. Ich erhoffte mir Anregungen und Vorschläge. Er sich offensichtlich auch.
Erst nach einer Stunde Besprechung und einer Besichtigung der Tatorte wurde er gesprächiger, doch irritierte mich, das er wenig vermaß, kaum nach Leitungsverläufen fragte, die in diesem Haus, gelinde gesagt, etwas unübersichtlich sind und immer wieder versuchte, vielleicht um es einfacher zu machen, die Therme im Wohnbereich statt im Keller unterzubringen. Bis zum Schluss machte er auch nicht den Eindruck, als wolle er den Auftrag wirklich haben. Ich erfuhr trotzdem ein paar interessante Details über Alternativen wie z.B. Erdwärme oder eigene Stromerzeugung.
Sein Rat war jedoch: „Bleiben sie beim Erdöl, Gas ist noch teurer!“

Der Zweite war Herr N. von der Firma N.
Herr N. zeichnete sich von Beginn an durch Pünktlichkeit, Bemühtheit und eine offene, freundliche Art aus. Er kümmerte sich, vermaß, erarbeitete sich den Leitungsverlauf, verstand, bot mehrere Wege, die sich nur im Groben mit denen des Herrn K. deckten.
Ich gestehe allerdings auch, das ich das Bombardement von Fachbegriffen erst langsam sichten konnte und danke schon an dieser Stelle für die Geduld, mit der er mir die vermeintlich einfachsten Grundprinzipien einer Heizung vermittelte. Er schien, obwohl Mecklenburger, engagiert, motiviert und interessiert.
Alle Rohstoffe, ob Holz, Öl oder ähnliches werden ebenso teuer werden und bleiben wie Gas und für Erdwärme wäre unser Haus, seiner Meinung nach, zu alt.
Sein Rat: „Gas in Verbindung mit solarbetriebener Warmwasseraufbereitung.“

Der Dritte, Herr D. von der Firma D., entpuppte sich schon mit dem ersten Eintreten in unser Haus als - es tut mir leid, das sagen zu müssen - Wessi. Ich, gebürtiger Wessi und werdender Ossi, halte normalerweise nicht viel von derartigen Schubladen, doch der Unterschied zu seinen Standeskollegen ist so frappierend, das es nicht zu übersehen war.
Verabredet für drei Uhr, klingelte er um viertel nach vier und statt einer Entschuldigung und einer Vorstellung seiner Person, war „Sie sagten ja, das sie zuhause wären.“ der erste Satz, den ich aus seinem Munde vernehmen durfte. Kein guter Start. Wer mich kennt, weiß, das dieser Mann es ab jetzt verdammt schwer haben würde, mich zu beeindrucken. Wir begannen mit der Tatortbesichtigung des Bades. Er vermaß, hörte sich Vorstellungen und Wünsche an, wirkte jedoch etwas ungeduldig, ob meiner Fragen und schien es eilig zu haben.
Als wir im Keller ankamen, bekam ich langsam ernsthafte Probleme mit ihm. Seine Art kam von oben herab, Bedenken wurden als generell unnötig verworfen und so denn ich ihn um Erklärungen bat, erntete ich nur kurze Vorträge in fachchinesisch in einem Ton, der an Borniertheit fast nicht zu übertreffen war.
Im derzeitigen Heizungsbereich scheute er einen genauen Blick auf die Leitungen wie der Teufel das Weihwasser und bei der abschließenden Besprechung über das was und wie wollte er sich nicht hinsetzen und schaute stattdessen aus einer Höhe von bald zwei Metern weiterhin auf mich herab. Kurz war ich geneigt, ihn auf sein schlechtes Benehmen hinzuweisen und zu fragen, ob er denn überhaupt die Arbeit hier übernehmen möchte. Der Impuls versank in einem Vortrag darüber, warum mein Unbehagen gegenüber Fußbodenheizungen, die bei Erdwärme notwendig ist, nicht nur unnötig sondern regelrecht dumm sei.
Sein Rat am Ende: „Erdwärme, alles andere hat keine Zukunft.“

Drei Installateure, drei Menschen, drei Meinungen.

Inzwischen sind zwei der drei Angebote eingetroffen und jetzt ratet, auf wessen ich noch immer warte und für welchen Weg ich mich entschieden habe.

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