Freitag, März 31, 2006

"Ich hab mich kommen sehen!"

Von Haus aus lache ich gern, wenn es passt viel und zuweilen auch deutlich zu laut, wie viele meiner Lieben bestätigen können.
Mein Humor zeichnet sich, für mein Empfinden, durch eine gewisse Derbheit aus und man muss mich kennen, um zu erfassen, das es ein Zeichen von Zuneigung ist, von mir liebevoll durch den Kakao gezogen zu werden.
Ja, Raffinesse war halt noch nie meine Stärke.
Aber Derbheit ist auch keine Vorraussetzung, um mich zum Lachen zu bringen. Ich schätze durchaus Raffinesse, sofern sie nicht von mir verlangt wird.

Was ich nicht schätze, ist die Komikerschwemme im deutschen Fernsehen. Der Wunsch so manchen Comedians, über persönliche Einbindung und platzierte Beleidigungen des Publikums Zugang zum selbigen zu erhalten oder einfach mit der Millionesten Mann-Frau-Kiste oder der dementsprechenden Neulich-war-ich-bei-IKEA-einkaufen-Story zu punkten, entnervt mich.
Dies ist ein Grund, warum ich mir im allgemeinen Auftritte, Fernsehsendungen und DVDs dieses Genres erspare.
Ausnahme ist für mich, allerdings auch nicht immer, Harald Schmidt, dessen Witz hin und wieder auch mal 10 Sekunden und länger braucht bis er ankommt, der beleidigt, aber immer die Gruppe, und zwar jede, und der auch über ein feines Maß an Selbstironie verfügt. Ein Zug, der von mir generell an anderen Menschen geschätzt wird.

Ausgelöst durch ein Weihnachtsgeschenk, das Torsten Ingo hat zukommen lassen, stolperte ich über das Programm von Hans-Werner Olm, kurz Olm.
„Ich hab mich kommen sehen!“ ist ein Titel, der mich in seiner Derbheit und Ironie (ganz gelungenes Verkaufsargument) ermutigte, auch mal den von mir beschrittenen Weg zu verlassen und Karten für seine Show zu kaufen.

Angenehm an Olm ist, das er nicht mehr der jüngste ist (Anfang/Mitte 40), zwar noch auf dem Laufenden, aber auch in gesundem Maß entfremdet.
Der Vorteil seines Alters ist, das er nach oben und nach unten austeilen kann. Entsprechend dürfen weder Hip Hop – Parodien noch geschlechtsübergreifende Gebrechlichkeitsdarstellungen fehlen und die Nippel von Louise Kuschinsky waren, bis sie im Publikum landeten, gelinde gesagt, erstaunlich. (Übrigens, ein nicht so schönes Detail, ihr Schlüpfer folgte!)

Etwas, das auch Olm nicht lassen kann, teilt er mit vielen Männern seines Alters: Der Hang zum Vulgären. Wenn man seine Show besucht, darf man kein Feingeist sein. Mein Vokabular hat sich um Begriffe wie ungeficktes Denkmal (alter Mensch), Muschistövchen (Sitzheizung) und, würde ich nach ihnen suchen, noch vielen anderen Fachausdrücken erweitert.
Nichtsdestotrotz ist mir seine Art zu denken nahe.
Wenn er sich über Anett Louisian (oder wie immer sie heißt) und ihre Pädophilen-Hymne (meine Meinung!) auslässt, über den deutschen Musikmarkt, den verweichlichten Mann als solchen, über Bambiverleihung oder Goldene Kamera, über geliftete Frauen und Models, die sich den Finger in den Hals stecken, über unerträgliche Gutmenschen und seine Art den Tsunami-Opfern zu spenden (er zahlt den Prostituierten den alten Preis, also vor der Welle), wenn er sich über all das auslässt und es mit einer gepflegten Prise politischer Inkorrektheit würzt, ist das für mich fast erleichternd. Ich bin nicht allein und das freut! Das lässt mich auch die schweren Brocken schlucken.

Abschließend wäre noch zu sagen: „Herr Olm, bitte besprechen sie meinen Anrufbeantworter!“

Diese Stimme zieht Höschen aus und wenn es auf der Bühne mal nicht mehr klappt – ich vermute es gibt nicht nur Männer, die nachts noch auf sind, durch den Fernsehdschungel zappen und sich nach ein wenig „Zuwendung“ sehnen.

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