Montag, Mai 07, 2007

Dinosaurier oder Kakerlake?

Wenn man als Kind gebannt vor dem Fernseher saß und zuhörte, wie Peter von Zahn über ein Erdbeben, einen Vulkanausbruch oder eine Überschwemmung referierte, während dazu Bilder von einstürzenden Brücken, schwimmenden Häusern und flüchtenden Menschen über die Mattscheibe flimmerten, konnte man leicht die sich wiederholenden Rufe der Familie zum Abendbrot ausblenden.
Die schwarz-weißen Bilder und ein kindliches Verständnis von Zeit ließen die Geschehnisse in eine weit zurückliegende Vergangenheit rücken, die dem Ganzen einen spektakulären Es-War-Einmal-Charakter verlieh ohne dass ein Gefühl von direkter Verletzlichkeit entstand.
Das war in den Siebzigern.

30 Jahre später ist es anders. Man sitzt im April im Garten, steckt die Nase in Bücher wie Simon Winchesters „Ein Riss geht durch die Erde“ oder Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“, schaut auf das verdörrende Gras und die braungebrannten Arme. Zu diesem Zeitpunkt hat es seit einem Monat nicht mehr geregnet. Erkenntnisse von Plattentektonik, CO2-Gehalt, schmelzenden Gletschern, löchrigen Eisschelfs, Chinas Energiebedarf, Hurricanes und El Nino vermischen sich mit den Gegebenheiten vor Ort. Man sieht ein, dass das, was vor 30 Jahren noch die kindliche Faszination auslöste, nicht zwingend weit zurückliegt, jederzeit wiederholbar ist und nicht unbedingt vor der eigenen Haustür halt macht.
Man erinnert sich an das Elbhochwasser 2002, an das Erdbeben von Bam 2003, an das Erdbeben von Sumatra und den daraus resultierenden Tsunami 2004, an Katrinas Zerstörung von New Orleans 2005 und an die Schneemassen, die in Deutschland Dächer zum einstürzen bringen im Jahr 2006.
Wenn man all diese Einzelereignisse in ihrer Gesamtheit und dem äußerst geringen Zeitraum betrachtet, in dem sie aufeinander folgten und, bekommt man eine Vorstellung davon, dass und wie alles zusammenhängt. Vor allem in den letzten 15 Jahren bekamen Millionen von Menschen bei diesen und anderen Katastrophen zu spüren, was für die meisten noch immer graue Theorie ist.
Genug Menschen zucken dennoch mit den Schultern und schieben es auf natürliche Veränderungen, die es immer schon auf der Erde gegeben hat, und denen wir uns nur anpassen müssen. Eher ahnt man jedoch, dass sich die Erde an die von uns geschaffenen Bedingungen anpassen wird, wie es auch Haie, Ratten und Kakerlaken können, wir aber die Dinosaurier sind.

Vielleicht unterscheidet uns Menschen nur eine Fähigkeit von den Tieren: Wir sind in der Lage unser eigenes Grab zu schaufeln.

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