Mittwoch, Oktober 25, 2006

Youtube goes Nazitube

Markus Quint hat etwas entdeckt und angeprangert, das uns alle schwer schlucken lassen sollte. Mir hat es zumindest die Sprache verschlagen. Interessant auch die Kommentare, in welchen am Ende die komplexe Diskussion von Meinungsfreiheit, Demokratie und der spezifischen Länderzensur von Internetanbietern eröffnet wurde. Eine kaum zu lösende Frage, selbst für mich persönlich, denn natürlich bin ich für generelle Meinungsfreiheit und gegen Polizeistaat. Trotzdem bin ich auch für einen verantwortlichen Umgang mit den veröffentlichten Inhalten auf einer wie auch immer gearteten Plattform und einer Begrenzung von Gewalt, Volksverhetzung und menschenfeindlichen Äußerungen. Doch wo soll man die Grenzen ziehen?

Spontan würden vermutlich mindestens 90% der Deutschen abschalten, wenn sie entsprechende Lieder hören oder Videos sehen würden, doch was ist, wenn plötzlich die Welt eine andere wäre und das, was ich hier und andere an anderen Stellen vertreten, als schädlich eingestuft und entsprechend begrenzt würde?
Russland ist derzeit eines der besten Beispiele. Ein Staat, der sich Kritikern und Konkurrenten durch ominöse Gerichtsverfahren oder auf noch drastischere Weise entledigt und der dennoch als demokratischer Staat gelten muss, da Putin frei gewählt worden ist. Wie man sich bettet, so liegt man?
Die Gründe für eine solche Wahl sind diffiziler und lassen sich kaum auf nur dieses Thema beschränken. Am Ende zählt auch, ob genug Menschen an die Wahlurne treten und ihre Stimmen abgeben oder ob die Radikalen, weil politisiert, ihren Zettel einwerfen, während eine große Mehrheit, frustriert und perspektivlos zurückgelassen, zu Haus bleibt und schweigt.

In einem der Kommentare wurde angeregt, alle, und zwar wirklich alle, frei sprechen zu lassen und gleichzeitig schon in der Schule entsprechenden Aufklärungsunterricht anzubieten. Würde diese einseitige politische Aufklärung jedoch nicht in gewisser weise der Indoktrination gleichkommen, auch wenn es, zumindest in dem Fall von Rechtsradikalität, der richtigen Sache dient?
Auch bin ich nicht sicher, ob Moral und die Lehren aus der Vergangenheit uns auf Dauer davor schützen würden, einen selbstzerstörerischen Weg zu beschreiten, wenn entsprechende Verbote aufgehoben würden und Inhalte, wie sie auf Youtube zu finden sind, ungehindert verbreitet werden könnten.
Wir Menschen neigen zum Vergessen und zu situationsbedingtem Handeln. Die langfristigen Konsequenzen werden gern übersehen. Das sollten wir, gerade in Zeiten von Frustration und scheinbarem Vakuum in unserem Land, nicht unterschätzen.
Youtube und auch Google als neuer Besitzer hingegen sollten sich generell überlegen, ob sie sich hinter der länderspezifischen Zensur verstecken wollen, oder ob man bereit ist, eine gewisse Verantwortung für die Inhalte zu übernehmen, deren weite Verbreitung sie erst möglich machen. Ich persönlich hätte ein Gefühl der Fremdbestimmung, wenn sich jemand mein Forum für derart menschenfeindliche Inhalte zunutze machen würde.

Aber auch hier wieder – wo ist die Grenze?

2 Kommentare:

mq hat gesagt…

Die Grenze der Verantwortung respektive Zensur ist bestimmt schwer zu ziehen, aber die im Beitrag genannten Inhalte überschreiten jede Grenze sehr deutlich - merci für die Verlinkung.

schafswelt hat gesagt…

Gern geschehen - und was die Grenze dieser Beiträge angeht, so stimme ich persönlich Ihnen voll zu.