„Was wünschst du dir denn zum Geburtstag?“ war die harmlose Frage meiner Schwiegermutter an ihren Sohn, mit der sie eine ungeahnte Diskussion lostreten sollte.
„Wenn ich es weiß, ruf ich dich noch mal an!“, antwortete dieser, legte auf und schaute mich fragend an.
„Was schaust du mich an? Du hast Geburtstag.“, doch so einfach sollte ich aus der Sache nicht herauskommen. Nach einem Austausch von Notwendigkeiten, stellte sich die Frage nach Herzenswünschen und deren Finanzierbarkeit.
Am Ende wünschte er sich einen tragbaren CD-Player für seine neuentdeckte Leidenschaft, das Hörbuch.
„Oder einen Ipod?“, fragte er noch halb im Spaß, doch ich erschlug diese Flause sogleich mit dem Preisargument.
Es ist ja nicht so, das ich nicht selbst schon seit einem halben Jahr von einem Ipod spreche und bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit ein Abstecher in die entsprechende Abteilung des elektronischen Fachhandels mache, doch finde ich nicht nur die Möglichkeiten eines solch kleinen Gerätes erstaunlich - seinen Preis auch.
Der Preis hat, was mich persönlich betrifft, noch nie im Verhältnis zum Nutzwert gestanden. Von Natur aus eher verwurzelt, relativ selten auf Reisen und somit durch eine gute Anlagen-Boxen-Infrastruktur im Hause versorgt, stellt sich die Frage nach dem Einsatzmoment als solchem.
Für meinen Liebsten weniger als für mich. Joggen, ein nicht zwingendes Grundbedürfnis nach Stille außerhalb der vier Wände, wie es bei mir der Fall ist und das parallele Arbeiten im Atelier bei unterschiedlichen Höransprüchen, rechtfertigen die Anschaffung eines solchen Gerätes - zumindest für ihn.
Aber welches Format denn nun? CD oder Mp3?
Der Portable-CD-Player gilt schon seit einiger Zeit als veraltet. Wir erinnern uns, wie es einst der Kassette erging? Das gleiche Schicksal droht nach nur 20 Jahren der CD, zumindest, wenn man meines Liebsten großen Bruder und anderen Mitgliedern dieser Familie glauben darf. Ich persönlich bin der CD nach wie vor treu ergeben, doch schon heute muss ich mich mit den „merkwürdigen“ Menschen vergleichen lassen, die damals auch an Vinyl glaubten und noch glauben, obwohl die CD durch eine weit bessere Klangqualität und ein robusteres Material bestachen und bestechen.
Die CD hat es mir nie schwer gemacht, mich für sie zu entscheiden. Zu überzeugend waren ihre Argumente. Der einzige Nachteil war bei der Verkleinerung des Formats Platte, dass das Artwork nicht mehr durch Größe punkten konnte. Doch schnell wurde das Manko durch teilweise aufwendig gestaltete Booklets kompensiert, welche mein Herz milde stimmten. Inzwischen verfüge ich über eine recht stattliche Sammlung dieser Silberlinge und stelle fest, das, egal, wie viel kleiner die CD auch ist, sie nichts desto trotz ihrem Raum beansprucht.
Mp3 tut dies nicht. Der einzige Raum, den dieses Format beansprucht, ist der virtuelle Raum meines Computers. Ich muss mich auch nicht mehr bewegen, denn alle Songs und Alben, die ich haben möchte, kann ich mir in der virtuellen Welt des Internets, teilweise sogar legal, herunterladen und wenn ich gesteigerten Wert auf das Artwork lege, wird mir dieses zum Ausdrucken gleich mitgeliefert. Wozu noch in den Plattenladen gehen und wieder einmal vor einem ausverkauften Regal stehen? Okay, schlechtes Beispiel, denn Amazon hebelt das Argument aus, doch letztendlich läuft es bei Mp3 nicht nur auf eine stärkere Komprimierung der Daten hinaus, es läuft auch auf die Vernichtung des sinnlichen Anspruchs über das Hören hinaus heraus. Kein Anfassen mehr, kein gut gedrucktes Artwork mehr, kein Herzeigen der Plattensammlung mehr.
So wie die Daten auf kleinstes Format komprimiert werden, so wird auch ihr Anteil in unserem Leben auf kleinsten Raum komprimiert. Für viele stellt das eher eine Entlastung dar und gerade jemand wie ich sollte dankbar dafür sein - doch ich bin es nicht.
Zuviel technisches Gefummel raubt mir in dieser Hinsicht den Nerv. Ich kann einfach nicht stundenlang von mir normal eingekaufte Musik in Mp3-Formate verbasteln ein Song mit zig neuen Versuchen herunterladen, weil Fehler XY aufgetreten ist. Ich will die Musik hören und nicht bearbeiten, um sie in irgendwelchen Geräten zu sammeln.
Immer wieder bekomme ich zu hören, wie sehr dieses Format mein Leben erleichtern würde. Besonders geliebt sind von mir Sätze, die grundsätzlich nur Männer sagen, wie: „ Wo ist denn das Problem? Da brauchst du doch nur...“ und schon befinde ich mich in einem einstündigen Vortrag über Möglichkeiten, die ich nie nutzen werde, weil mich die Tatsache, das ich nur hier ein paar Kabel an die Anlage und dort eine Software herunterladen und hier noch ...usw., nervt. Es bleibt nicht bei einem Kabel in eine Buchse und los geht´s. Nein, wenn du deinen Laptop parallel nutzen möchtest, brauchst du eine externe Festplatte, die wiederum...usw. Ich denke, viele von euch kennen die Vorgänge und nutzen sie vermutlich auch.
Doch ich, ich werde wohl von nun an einer dieser merkwürdigen Menschen sein, die im gestern hängen geblieben sind und sich nicht so recht lösen wollen. Die nach wie vor eine sinnliche Freude an einem gutgemachten Booklet oder einem entsprechenden Cover haben. Und auch wenn ich hin und wieder Mp3-Formate herunterlade, weil meine Lieblingsmusik noch nicht oder nicht mehr im Laden erhältlich ist, möchte ich auch weiterhin einfach auf eine Open/Close-Taste drücken, einen originalen und nicht lieblos oder gar nicht beschrifteten Silberling hineinlegen, auf Play drücken und wunderbarer Musik lauschen. Währenddessen möchte ich an meinem Laptop sitzen und schreiben ohne das mein System unter zu starker Beanspruchung stöhnt und ächzt und mir einmal mehr gesagt wird, das ich nur eine zusätzliche Festplatte zu der letzten zusätzlichen brauche oder am Besten gleich ein neues Leben mit einem technischen Verstand.
Freitag, Mai 12, 2006
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