Samstag, März 25, 2006

Sprachlosigkeit

Zugegebenermaßen mag es etwas befremdlich wirken, einen Eintrag so zu überschreiben, aber es gibt sie, die Momente, in denen ich vor meinem Laptop sitze und nie wieder ein Wort schreiben möchte, mich nur aus der Tiefe meines Herzens verneigen möchte vor der Sprachkunst, Fantasie, Abstraktion, Schlagfertigkeit oder einfach der Seele des just gelesenen Blogeintrags.

Gerade heute morgen habe ich den Nachrichten aus Absurdistan entnommen (www.absurdistan.blogspot.com), wie qualvoll und entsprechend überbewertet Schlaf sein kann und welch entsprechendes Glück darin liegt, aus diesem von dem Postboten gerissen zu werden, der ausnahmsweise einmal gute Nachricht überbringt.
Die Abstraktion und plastische Beschreibung, der Gang in die unwirkliche und scheußliche Welt des nächtlichen Horrorszenarios lässt mich den Hut ziehen – und mich sprachlos zurück.

Aber auch nur mal einen Gedanken, seine Musikbegeisterung oder kleine Alltäglichkeiten teilt er auf vor allem humorvolle, begeisterte und begeisternde Art mit uns.
Abgesehen davon verfügt Ole aus Münster über einen außerordentlichen Musikgeschmack, wie ich seiner Rubrik „Aktuell auf dem Plattenteller“ entnehmen darf und auch in Hinblick auf herumliegende Bücher scheinen uns nicht Welten zu trennen.

Mit Herrn nff folge ich gern den Gedanken eines Fliegenden (www.splitduty.blogspot.com). Den Schweizer Piloten führt es rund um die Welt und so erlaubt er mir zumindest in Gedanken seinen Spuren zu folgen und für fünf Minuten mein Dorf zu verlassen. Das Gefühl zu teilen, durch New Yorks Strassen zu gehen und sich, ob seines verdächtigen Ziellosigkeit auf eine Shoppingtarnung einzulassen, in L.A. sich im Bett von einer auf die andere Seite zu drehen, in Japan endlich nicht in dem immer gleichen Lokal Sushi zu essen oder in seiner Heimat Schweiz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu kämpfen.
Seine einnehmende Art zu erzählen, aber auch seine wunderbaren Abschweifungen in seitliche Gedankenkanäle Richtung Absurdistan (nicht Oles) lassen mich bei jedem neuen Eintrag lächeln.

Mek (www.mequito.org) ist ein Highlight der besonderen Art für mich. Manchmal nur einen Gedanken, gerade mal einen Satz lang, in den Blog gesetzt, schafft er es, das ich diesen nicht wieder loswerde und ihn noch Tage nach dem Lesen drehe und wende. Hin und wieder lässt er uns an kleinen Episoden seines Hamburger Alltag teilhaben, mehr jedoch an seiner durchaus spannenden Gedankenwelt oder an ausgedachten Geschichten, die an sprachlicher Schönheit und Tiefe ihres gleichen suchen. Unvergessen und von mir sicher noch gerahmt: "Ein verregneter Sommer"
Selten habe ich Schöneres gelesen und das bezieh ich auf alles, nicht nur auf die Welt der Blogs.
Sein Musikgeschmack ist nicht ganz der meine, aber die Leidenschaft zur Musik als solcher dürften wir teilen.

Frau Klugscheißer (www.myblog.de/klugscheisser) ist diejenige, die mir all diese netten Menschen über ihre Linklist vorgestellt hat und die ich, ehrlichgesagt weiß ich nicht mehr wie, für mich entdeckt habe. Sie hat mich spontan mit ihrem Humor und ihrer Fähigkeit zum Abwegigen verzaubert. Sie verfügt über Sprache, Witz, Tiefe und eine unglaubliche Fantasie oder habt ihr schon mal von einem Wutzel gehört, der gern zwischen den Zehen haust? Sie ja und sie weiß auch, ganz Sielmann, wie man diesen possierlichen Tierchen umgehen muss.
Auch an ihrer brutalen Bloßstellung eines Freundes im Baumarkt lässt sie einen teilhaben oder an einem Lachkrampf, den sie während einer Durchsage im Flugzeug (im wahren Leben Flugbegleiterin) nicht unterdrücken kann und der Idee was wohl wäre, wenn sie diesen in einer Notsituation bekommen würde.
Ihre Fähigkeit zur Selbstironie zeigt sie auf ihrer neuen Seite (sie musste umziehen, doch lohnt es sich auch ihren alten Blog zu besuchen) unverblümt, indem sie ihren Blog "Klug und Scheiß" (www.smartass.blogger.de) mit "Selbsthilfegruppe für Hirnwichser und Logorrhoebetroffene e.V." untertitelt.


Was mich selbst betrifft, so dachte ich bis vor kurzem noch, praktisch ins Nichts zu schreiben, doch nun wurde mir zugetragen, das es tatsächlich Menschen geben soll, die meine Ergüsse gern lesen und sich über neues freuen.
So denn verneige ich mich vor ihnen, danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit, hoffe weiter gut unterhalten zu können und auch wenn ich bei all der Inspiration durch die anderen Blogger deutlich meine Grenzen spüre, werde ich nicht aufgeben, werde weiter ringen mit Sprache, Geist und Fantasie und mich bemühen, meine drei Dogmen des Schreibens zu beherzigen:

Du kannst alles sein.
Du kannst alles denken.
Du kannst alles tun.


Vielleicht gelingt es mir auch, sie eines Tages mit einer Geschichte jenseits meiner Welt zu überraschen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh, das sind ja sehr nette Worte.
Ich verneige mich.

nff hat gesagt…

Fühle mich gebauchpinselt! Nach dem Genuss ihrer Zeilen habe ich nach Schweizer Art gefeiert - mit einem Käsefondue.

Gruss eines rastlosen

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Dank für das Lob. Sowas freut mich natürlich sehr. Nur eine kleine Korrektur: nicht Flugbegleiter, sondern Purser (das ist der Anschaffer vorne)und dat annere Dingen heißt "Kluges und Scheiß"

Oles wirre Welt hat gesagt…

Auch ich ziehe mit gesteigerter Gesichtsdurchblutung meinen imaginären Hut und verneige mich. Da gehöre ich ja einem mehr als respektablen Reigen Gelobhudelter an. Dankedanke. Und stell' Dein eigenes Licht doch nicht so kleinmütig unter den Scheffel. Auch hier schlummert, dem Anschein nach, ja noch entdeckenswertes Talent. :)