Samstag, Jänner 28, 2006

Wie viel Stadt steckt noch in mir und wie viel Dorf will ich sein?


















Vor noch nicht ganz einer Woche nötigte mich das Leben, nach Hamburg zu fahren.
Eine relativ kurzfristige Entscheidung und wie immer war ich knapp dran mit Packen und Zeit.
Während ich packte, stellte ich fest, das die Überlegung, was ich anziehen und was ich mitnehmen wollte, stark von einem Wunsch geprägt wurde – worin sieht man mir die Provinz am wenigsten an.

Wann ist das passiert? Wann genau wurde ich zum Landei?

Als ich hierher zog, ahnte ich nicht wie weit 120 km sein können. Eine Anfahrt von etwas mehr als einer Stunde und die entsprechenden Medien und ihre Möglichkeiten machten mich glauben, das sich nichts außer meine Umgebung ändern würde.

Weit gefehlt! Fahre ich heute in die Stadt, fahre ich in eine komplett andere Welt.
Eine Welt, die mir jenseits der Klischees immer fremder wird, in der ich mich früher, sofern man das je von mir behaupten konnte, souverän bewegen konnte und die mich heute anglitzert, anstrahlt und in ihrem gleißenden Licht wie eine Touristin starren lässt.
Die mich spüren lässt, das ich irgendwann in den letzten Jahren den Anschluss verpasst habe und mich mit den modischen „Errungenschaften“ der jeweiligen Saison aus den Schaufenstern anschreit, um zu beweisen, das ich nicht mal mehr über die arrogante Souveränität des Ignorierens verfüge sondern stattdessen ungläubig in ihren aufgerissenen Mund starre – wie ein Landei eben.

Fahre ich um des Konsumierens willen nach Hamburg bin ich jedoch immer wieder überrascht, wie wenig man mir das Land (zumindest außerhalb der Edelshoppingmeile Jungfernstieg und drum herum) anzusehen scheint.
Noch immer werden mir Telefonnummern ohne Vorwahl gegeben, werde ich darauf hingewiesen, das die fehlende Ware bestellt werden könne oder mir wird angeboten, dieses oder jenes bis morgen fertig zu stellen – als ob ich dann noch vor Ort wäre.

Auf der anderen Seite stöbere ich letzten Mittwoch in einem Trödelladen in der benachbarten Kleinstadt nach einem Waschtisch und auf meine Frage, ob bald neue Ware zu erwarten ist, antwortet er, das dass wohl noch zwei Wochen dauern könne, aber sofern die Anfahrt für mich nicht zu weit wäre, könne er gern nach einem entsprechenden Tisch Ausschau halten.

Für ihn scheine ich noch soviel Stadt zu sein, um mich guten Glaubens als Nichtheimisch zu verorten.

Die Frage ist: Will ich das?

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