Geht nicht, gibt´s nicht – dieser Satz, so alt wie Handwerksinnung und Kaufmannszunft und als Echo deutscher Fernsehköche in den Küchen der Neuzeit zu hören, prägt das Zeitalter von Mikrotechnologie und Biogenetik mehr denn je – im Westen unserer Republik.
Im Osten hört sich das eher an wie „Puh, das wird schwierig.“, „Da kann ich ihnen leider nicht helfen.“, Das weiß ich auch nicht.“ oder schlicht „Das geht nicht.“. Es scheitert an falschen Lieferanten, vermeintlich oder einfach nicht bekannten Marken und Produkten, eingeschränkter Technik und nicht vorhandener Vernetzung, aber auch an Willen, Flexibilität und Wissen oder besser Willen zur Informationserschließung und Kooperation.
Angeblich soll es dem Osten schlecht gehen. Angeblich soll es auch dem Handwerk in Zeiten der Do-it-yourself-Medien, einer schwachen Konjunktur und billigen Polen schlecht gehen. Angeblich soll sich die Wirtschaft allen Prognosen zum Trotz nicht aufschwingen. Angeblich - doch in Europa gibt es einen Landstrich, der sich weigert zu glauben, der sich weigert anzuerkennen und dem, obgleich es ihm immer wieder mit Statistiken versucht wird zu beweisen, es so gut zu gehen scheint, das er die Attitüde des Bemühens um den Kunden nicht nötig hat.
Sei es die Landtierärztin, die einen höheren Tarif nimmt als ein Hamburger Tierarzt (!) und bei der sich ein medizinisches Beratungsgespräch anhört als ob man sich in einem durch Butterfahrten geübten Verkaufsgespräch für ein Kontroll-Sorglos-Paket befindet oder der Tischler, der für neue Sofafüße nach der Lieferung eine Rechnung schickt, die schlappe 50% über den vereinbarten Preis liegt, weil die Arbeit vermeintlich komplexer war als sich bei erster Betrachtung ersehen ließ – natürlich ohne erneuter Absprache.
Da gibt es noch den Handwerker mit dem man nachbarschaftlich über den Zaun drei Tage Arbeit verabredet und von dem man am Ende eine Rechung präsentiert bekommt, die mehr als seinen Mercedes rechtfertigt, abgesehen davon, das er natürlich nicht den halben Tag abgezogen hat, der damit vertan worden ist, von ihm verursachte Schäden durch einen anderen Handwerker wieder richten zu lassen, aber „was soll´s, wir sind ja Nachbarn. Da macht man das ja gern, ne?“
Ich denke an den Angestellten einer Autovermietung, der sich weigert, einen Wagen anzunehmen, da auf dem Formular nicht seine Filiale als anzunehmende Stelle angegeben wird und der sich nicht scheut mir angesichts brütender Hitze und bevorstehender Fahrt nach Berlin einen Umweg von ca. 30 km zuzumuten, weil er nicht in der Lage scheint, telefonieren zu können. Das obliegt mir und am Ende habe ich mir selbst die Kilometer erspart und ihm auch noch einen Anschiss.
Auch Elektriker, die nicht in der Lage sind zwei Steckdosen auf gleicher Höhe anzubringen sind keine Seltenheit, ebenso wie Klempner, die Abwasserrohre nicht im korrekten Winkel legen und somit dafür sorgen, das man ewig Verstopfung hat – in jedem Sinne.
Auch der Satz „Ich möchte eine Fenstertür haben, die genauso aussieht, wie die schon eingebauten.“ scheint schwer verständlich. Nach einem „Kein Problem.“ und wenig (!) Maßnehmen kommt nach Erteilung des Auftrages acht Wochen kein Laut. In der neunten Woche wird man in regelmäßigen Abständen von einem Angestellten der Firma besucht, um erneut Maß zu nehmen.
Am Ende wird einem statt nach angekündigten fünf nach 12 Wochen ein Fenster geliefert, das natürlich nicht aussieht wie es aussehen soll und nach einem verzweifelten Anruf bei dem Lieferanten wird man allen Ernstes gefragt, warum man es nicht bei dem Fensterbauer bestellt habe (Pleite) bei dem man (natürlich die Vorbesitzer) all die anderen bestellt habe und warum man das nicht gemacht hätte als man all die anderen habe einbauen lassen (neue Raumumgestaltung/man war noch immer nicht Eigentümer des Hauses zu jenem Zeitpunkt) und nun ist man erneut auf der Suche nach einem Fensterbauer, der nicht sagt, das die Farbe undefinierbar ist, die Sprosse nicht nachbaubar (tatsächlich eine DIN Sprosse) und der nicht mit seinem dicken Auto vor dem Haus parkt, ein Gesicht aufsetzt als hätte er all das nicht nötig und sein Gewehr (in einem Fall wirklich so gewesen) mit ins Haus trägt als ob man hier im Wilden Westen (Osten) wäre.
Von Handwerkern, die sich zu viel zumuten, ihre Termine nicht mehr koordiniert bekommen und am Ende bei einem zusammenbrechen und ihren Seelenmüll abladen, in der Hoffnung das bis dahin eh schon großzügige Gemüt noch einmal erweichen zu können, möchte ich hier gar nicht erst ausführlich erzählen.
Und so könnte ich unendlich weitermachen. Der Besserwessi, der unbedingt die Aufträge in die Region tragen wollte, um seinen Beitrag zur Stärkung dieser zu leisten, gerät an Ossis, die schnell gelernt haben in den Jahren nach der Wende und die sich nun einen Konflikt zunutze machen, den so mancher Besserwessi, bevor er hierher kam, nie gespürt hat, der ihm hier jedoch in vielfältiger Form begegnet und dessen moralische Keule, bewusst oder unbewusst, gegen Menschen wie ihn verwendet wird. Menschen, die hierher kommen, weil sie das Land lieben, vielleicht sogar ihren Beitrag leisten wollen und am Ende wie begossenen Pudel dastehen und nur noch achselzuckend und in guter alter Ostmanier sagen können: „Ich hab es doch nur gut gemeint!“
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2 Kommentare:
So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt. Trotzdem viel Erfolg noch in der Dienstleistungshölle ...
Danke sehr für die Anteilnahme.
Es wird sicher auch noch helle Momente geben - muss es - denke ich, hoffe ich....
Ansonsten stelle ich hier schon mal vorsorglich die Frage, ob jemandem vielleicht einschlägige Nummern bekannt sind? (und ich meine nicht 0190 oder ein ähnliches Gewerbe)
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