Freitag, Juni 30, 2006

Und sie dreht sich doch!

Zwei Tage spielfrei liegen hinter uns und das Fazit? Es geht weiter - es ging weiter. Wir stellen fest, das es auch abseits von Fanmeilen, Großbildfernsehern und kollektivem Fußballwahn ein Leben gibt und - das bekommen wir schmerzhaft zu spüren – ein Leben gab.
Beim ersten wirklichen Wahrnehmen der Nachrichten und entsprechender anderer Sendungen erkenne ich, das wir uns haben einlullen lassen.
„Brot und Spiele“ schoss es mir durch den Kopf, doch beim frühmorgendlichen Sichten meiner Blogroll musste ich lesen, das dieser Titel für einen Post schon an
Oh Behave! vergeben ist.
Ebenso wie er erkannte ich, das es weiterging und nicht alle dem runden Wahnsinn verfallen sind.
Ich glaube jedoch nicht, das zur Zeit aus der dritten Reihe regiert wird. Ich vermute eher einen perfiden Plan. Die Regierungsbank zeigt sich geschlossen – beim Fußball. Die zweite Reihe darf überbringen, was abseits der Spiele sehr wohl von der Ersten ausgehandelt wird. Die Dritte arbeitet als Kurier zwischen den Reihen und sorgt für die Testballons, um einfach mal abzuschätzen, in welchem Komaindex wir uns noch befinden. Das muss man Angela lassen – sie hat begriffen, das man dafür Leute hat – Gerd hat das ja immer allein gemacht und sich damit den Ruf einen Situationspolitikers eingehandelt.
Deutschland ist jedoch nicht die Welt und auch wenn diese bei uns zu Gast ist, hat sie noch eine Besetzung im jeweiligen Land gelassen. Wohl dem, wer sich eine repräsentative Monarchie leistet. Da können sogar Entscheidungen getroffen werden, während die eigene Mannschaft holländischen Rasen in deutschen Stadien auflockert und das Volk paralysiert vor dem Fernsehschirm klebt.

Ganz nebenbei erlebe ich, wie die Hamas Israel anerkennt, was meiner Meinung nach auch ganz anders hätte ausgehen können. Vielleicht hilfreich, das wir alle mal ein bisschen zur Seite geschaut haben.
Der Kongo-Einsatz steht, doch haben wir uns tatsächlich vergegenwärtigt, das wir schießen sollen – und zwar auch auf Kinder?
Guantanamo ist und bleibt ein Thema, allerdings hat W. das Problem, das die USA-Mannschaft schon wieder zu Hause ist und das die Beliebtheit von Soccer sich eh nicht proportional zu Basketball oder Baseball verhält.
Das heißt für ihn, auch wenn der Druck der anderen Länder für den Moment etwas nachlässt (wir, als einer seiner größten Kritiker, sind mit Organisieren beschäftigt), der Druck im eigenen Land zunimmt. Die entsprechenden Präsidenten-, Funktionärs- und Regierungserklärungen sind auch nicht dazu geeignet, Ruhe in das Thema zu bringen oder glaubt wirklich jemand, das der „kriegerische Akt“ eines Selbstmords in Guantanamo dazu dienen kann, dieses Lager zu rechtfertigen?
But who cares, wenn nur das Runde in das Eckige passt. Entsprechend ist die Empörung im eigenen Land ausnahmsweise mal größer als im Rest der Welt.
Und während das alles passiert, wird bei uns im Land mal wieder an der Reform der Reform der Reform gebastelt, die Koalition bekommt dabei die ersten deutlich sichtbaren Risse und am Ende haben wir vermutlich keine Regierung mehr oder mal wieder den kleinsten gemeinsamen Nenner, der garantiert nichts weiter bringt als noch mehr Schulden.
Vielleicht sollten wir uns daran gewöhnen, das wir bei der WM 2010 Afrika vermutlich nur noch auf dem Rasen schlagen können.

Aber bis dahin ist es noch weithin. Jetzt schlagen wir erst mal die Argentinien.

Olé, olé, oléééé!

Keine Kommentare: