Freitag, Dezember 30, 2005

ja, jah, jahr














Foto des Jahres 2005 - Gorch Heinrich an seinem 3. Geburtstag

Januar 2005
Zu Anfang des Jahres suhle ich mich in der klassischen Neujahrsdepression, die eher aus dem Stress des zu Ende gegangenen Jahres resultiert als aus der Tatsache, das ein neues Jahr beginnt.
Am 22. diesen Monats macht sich jedoch ein wunderbarer Haufen Menschen (Hamburger, Schweriner, Barniner) auf den Weg gemeinsam das „Mia“-Konzert in Rostock in der so hochtrabend „Scandaline-Arena“ genannten größeren Schulsporthalle zu sehen.
Drinnen lauter Menschen, nicht mehr ganz unser Alter, in Schwerin immer wieder gesucht, aber selten gesichtet, hier in Massen. Konsumrebellen mit dem klassischen Khaki/Sneaker/Tasche-Outfit, dem nötigen Maß an Tiefgang und einem guten Musikgeschmack. Axel Ms. Kommentar sinngemäß: „ In dieser Menge sind die Leute auch nur langweilig.“ Gibt es überhaupt einen Weg aus der Masse? So etwas wie Zugehörigkeitsgefühl gepaart mit Einzigartigkeit?
Das Konzert war sicher das schlechteste diesen Jahres und nachdem es durch einen eineinhalb Stunden verzögerten Beginn erst nach Mitternacht zu Ende geht, machen sich unsere Hamburger Helden sofort wieder auf den Rückweg, während wir mit Axel M. und Mike in irgendeiner Hotelbar auf angenehme Weise absacken.
Zu erwähnen wäre noch, das auf der Rückfahrt natürlich um drei Uhr nachts die Autobahn gesperrt war und wir uns zwei Stunden durch unbekannte Pampa und Feldwege nach Hause tasten durften. Auf gruselige Begegnungen mit der jeweiligen Dorfjugend auf Discounterparkplätzen möchte ich nicht weiter eingehen.
Februar 2005
Es ist die perfekte Welle, der perfekte Tag......in unserem Fall ist es der perfekte Monat.
Ich scheine in irgendeiner metaphysischen Form mit Immobilienscout 24 verbunden zu sein, denn sobald ich in den letzten Jahren auf die Seite geschaut habe, hat sich mein Leben verändert. Da lebe ich drei, wirklich gerade drei Häuser entfernt von dem Haus in dem ich jetzt lebe und ich muss über das Internet erfahren, das es einen Weg gibt, das Haus zu kaufen, das immer meine erste Wahl gewesen wäre, so denn ich hätte kaufen wollen.
Und ich will kaufen. Knapp zwei Jahre in diesem Dorf, in diesem Landstrich, in Mecklenburg-Vorpommern, nicht zuletzt im Osten, reichen völlig aus, um zu wissen, das es keinen Weg mehr zurück gibt, in die Stadt, nach Hamburg, in den Westen. Das mein Herz endlich so etwas wie sein Heim gefunden hat und ich bleiben will.
Eine Frau, ein Wort. Der Rest ist reiner Aktionismus, gepaart mit dem nötigen Maß an Unkompliziertheit, Improvisation und einer kleinen Prise Charme. Very special thanks auch to Mom and Dad, die kaum aus Äthiopien zurückgekehrt, sofort von mir mit Beschlag belegt wurden, um mir zu helfen, diesen Deal möglich zu machen.
Nebenbei durfte ich am 24. den wunderschönen Conor Oberst in der Hamburger „Fabrik“ mit seinen Bright Eyes erleben, die Vorband Rilo Kiley für mich entdecken und vielleicht auf seine stille Art das beste Konzert des Jahres erleben.
März 2005
Am 1. feiern wir den Geburtstag von dem einen Teil unserer Jungs. Wir verbringen einen wunderschönen Tag in Hamburg, sehen im Kino.....ja was eigentlich? und essen anschließend im Gnosa im Schoße der Schönen und Schlauen von Hamburgs Schwulenszene. Ein rundum schöner Abend, wie wir ihn seit unserem Wegzug aus Hamburg wirklich zu schätzen wissen.
Am 3. werden die nötigen Unterschriften geleistet und jenes Haus wird nun zu meinem Haus.
Am 20. feiern wir den Geburtstag des zweiten Teils der Jungs. Sie nehmen es zum Anlass, wie jedes Jahr, alle Freunde zu sich einzuladen und beide Geburtstage zu feiern. So gibt es ein freudiges Wiedersehen mit so manchem lieben Menschen und einige nette Neubegegnungen. Von dieser Stelle einen lieben Gruß an Hendrik und an Olaf, mit denen wir angeregte und interessante Gespräche über die Freude und das Leid der Selbstständigkeit führen durften. Wir sehen uns 2006.
Ende des Monats treibt es der Arbeitgeber meines Angeliebten zu weit und ermöglicht ihm, einen ganz neuen Weg zu gehen.
April 2005
Am 1. ist es soweit. Die Scheune wird mit den Schlüsseln an uns übergeben, die Zähler abgelesen und eins zwei drei...meins. Das Wohnhaus darf noch drei weitere Monate von den Vorbesitzern bewohnt werden. Die Abwicklung beginnt.
Ein neuer Mensch tritt in unser Leben, herrlich chaotisch, visionär und voller ruhiger Menschenliebe. Abgesehen davon mit einem prachtvollen Holzverstand ausgestattet.
Bis heute weiß ich allerdings nicht, welchen Namen er mehr schätzt: Gorch oder Christopher.
Am 14. ein erster Schritt in Richtung Selbstständigkeit in der Gastronomie: Wir machen den Bulettenschein. Die Details erspare ich euch. Ich wünschte, ich hätte sie mir auch ersparen können.
Am 24. feiert Fanny ihren Geburtstag im großen Kreis mit einem Brunch im Bolero nach. Ein wunderbarer Tag, der mit einem Spaziergang im Warnowtal endet und nach welchem Janne sicher keine Lehrerwitze alá „Herr Lehrer, Herr Lehrer, die Claudia hat mich geärgert!“ mehr hören kann. Apropos, hat eigentlich noch jemand Fotos von dem Tag?
Am 25. beginnt das Existenzgründerseminar meines Angeliebten. Schluss mit Langeschlafen, aber auch für mich bedeutet das, allein ist die Frau mit Kisten packen und einem Haus abwickeln.
Mai 2005
Immobilienscout 24 und ich haben wieder Verbindung aufgenommen und heraus kommt am 10. die Besichtigung des Objektes Schlachtermarkt 15 in 19055 Schwerin, in welchem wir nach der Besichtigung unsere gastronomischen Visionen hoffen, ausleben zu können.
Die Verhandlungen beginnen.
Mein Angeliebter hat Geburtstag, doch das geht in dem Wahnsinn, der sich unser Leben schimpft ein wenig unter, denn schon am folgenden Wochenende beginnt die Besteigung des technischen Mount Everest: Wir bauen die neue Küche von Ikea auf. Ein Wochenende ist veranschlagt und wir müssen am Sonntag um 21.00h leider feststellen, das wir scharf an den Grenzen unserer Möglichkeiten balancieren und das Zeit relativ ist. Torsten reist Ende der Woche erneut an, damit der Rest bewerkstelligt werden kann.
Am 21. feiern wir meines Angeliebten Geburtstag nach und ohne das wir so richtig darauf vorbereitet sind, kommen an die 30 Menschen. Toll! So haben wir alle einen wunderbaren letzten gemeinsamen Tag im Garten eines wunderbaren Hauses, welches wir nur noch einen Monat bewohnen werden. Ein Bild in meinem Herzen: Matthias und Nasti, die noch im Regen unter dem Sonnenschirm das letzte Fleisch grillen, während wir anderen drinnen stehen und plaudern.
Juni 2005
Der ganz normale Umzugswahnsinn. Kartons, Kartons, Kartons. Warum sammelt sich nur soviel Mist in einem Leben an? Dazwischen ein Coldplay-Konzert, das richtig rockt. Später lese ich, das Chris Martin in Hamburg noch eine Krankheit auskurierte. Wie sieht dann bloß ein Konzert mit einem gesunden Martin aus?
Am 18. geht es los. Liebe Nachbarn leihen uns Pferdehänger und Wagen und unglaublich liebe Freunde „drängen“ uns ihre Hilfe auf. Aus acht zupackenden Händen wurden achtzehn und wir schaffen die Arbeit von zwei Tagen an einem.
So kann am Abend im neuen Garten friedlich gegrillt werden, aber werden wir je die Frage klären können, ob der Kühlschrank im alten Haus wirklich ausgeräumt worden ist und sich ein gewisser Jemand die Mühe gemacht hat, die Sachen wieder zurück zu tragen oder ob Ingo und Claudi ab einem gewissen Level begannen zu halluzinieren.
Der restliche Monat besteht aus Räumen und Putzen. Gorch macht sich an den Boden und der Entwurf des Mietvertrages für den Schlachtermarkt erreicht uns nach zähen Verhandlungen zur Prüfung.
Juli 2005
Lars lockt uns in den Mau-Club in Rostock zu einem vermeintlichen „Notwist“-Konzert, welches sich als 13andGod-Konzert entpuppt, die wiederum aus The Notwist und Themselves . Feine Indielektroniker treffen auf einen verrückten Rapper. Jede Minute rockt und wir wollen sie nicht gehen sehen.
Einen Tag vor Ablauf der Frist erfahren wir, das nicht wir, sondern ein Mitbewerber, auf den der Vermieter wohl lang genug gewartet hat, den Zuschlag für den Schlachtermarkt bekommen hat. Aus der Traum!
Unsere Jungs kommen zu Besuch und bringen Neffe und Nichte mit. Vier Tage voller Spaß und Leben erfüllen das neue Haus, das nach ihrer Abreise umso leerer und stiller mit all den Kartons wirkt.
Unser Zoo erweitert sich um ein Schaf. Ein verstoßenes Lamm wird uns zur Pflege für zwei Wochen überlassen, weil der Nachbar in den Urlaub fährt. Lenni erobert unser Herz im Sturm und wird, wie von vielen schon früh prophezeit, nicht mehr zum Nachbarn zurückkehren.
August 2005
Der Monat ist gekennzeichnet von auspacken, aufstellen, einräumen.
Am 19. kommt die Hamburg-Schwerin-Connection zu Besuch und nachdem in der Woche zuvor Stoiber legendär auf den „Frustrierten im Osten“ ausrutschte, entspinnt sich eine entsprechende Diskussion am Gartentisch in der vor allem eines deutlich wird: „Wir“ und „Die“ ist für alle, die wir einen West-Ost-Transfer oder einen Ost-West-Transfer hinter uns haben, nicht einfach zu händeln. Claudi fühlt sich in gewisser Weise angegriffen, obwohl sie weder frustriert ist noch im Osten lebt. Doch ihre Ost-Vergangenheit ist ihre Wurzel und während ich mich mit ihr solidarisiere, fühle ich mich auf Grund meiner West-Vergangenheit nicht wirklich betroffen. Wunderbar, wie wir das „Wir“, das „Die“ und das „Ich“ im Laufe des Abends durcheinander werfen und am Ende nur eines mit Sicherheit wissen: Die Bayern gehen gar nicht!
September 2005
Shaugn kommt. Lenni ist endlich nicht mehr allein. Ein Schaf allein ist eben nicht glücklich und ich verfüge im Winter nicht über die nötige Wolle.
Schöne Tage in Hamburg. Sie beginnen mit einem Basketballspiel der deutschen Nationalmannschaft. Dirk Nowitzki und Marko Pesic live. Und so groß!
Abends ein wirklich nettes Essen mit meinen Eltern, bei dem wir zufällig einen ganz alten Bekannten wieder treffen. Auf diesem Wege: Sei gegrüßt, Stefan, und du bist herzlich eingeladen deine Seele bei uns baumeln zu lassen, wenn dir Berlin zu hektisch wird.
Am 13. hat Claudi Geburtstag und nachdem wir ein fantastisches Konzert von „Kaizers Orchestra“ erleben durften (Janove, du bist wirklich eine geile Rampensau!)stoßen wir in der Schanze auf einen inzwischen nicht mehr ganz nüchternen Haufen. Wir können leider nicht mehr aufholen, aber es war trotzdem schön, noch dabei gewesen zu sein.
Am Wochenende feiern wir bei uns Claudis Geburtstag nach. Ein schönes Wochenende, das mit einem Kurzbesuch meiner Eltern endet und die auf die Wahlergebnisse folgende Elefantenrunde trägt zum Schluss mit einem „suboptimalen“ Auftritt des damaligen Kanzlers zur echten Erheiterung bei. Er schließt später Alkohol als Ursache aus. Mein perssönlicher Verdacht waren eher verbotene Substanzen.
Oktober 2005
Das „Atelier am Barniner See“ wird eröffnet. Betty ist unsere erste Schülerin. Flyer werden verteilt, an der Website wird gearbeitet. Horst und Nena kommen für eine Nacht. Das erlebte wird mein erster Blog. Die Jungs kommen für ein paar Tage zu Besuch. Schöne, entspannte Tage und nach ihrer Abreise kommen Gorch und Samir mit ihren Lütten. Ich bekoche sie, wir haben einen ruhigen und netten Nachmittag. Die Kinder leben sich im Atelier aus und wir dürfen fotografieren für die Website. Tolle Kinder, die Lust auf eigene machen.
November 2005
Uns gelingt es, Snez aus Hamburg hierher zu locken. Eine Woche lang ist wieder alles wie früher. Mein Angeliebter und sie verkriechen sich im Atelier und arbeiten, während ich im Haus rumwurschtle. Sie hat wie immer wunderbar gearbeitet und ich wünschte, sie würde öfter kommen. Deine Arbeiten müssen einfach gezeigt werden, Süße!
Aktivismus und drohende Weihnachten lassen es ruhig um uns werden.
Dezember 2005
Die ersten Wochen verbringe ich mit Planung und Findung der Geschenke. Unser Jahrestag verkommt leider zu einem Putztag, da am nächsten Tag die Hamburg-Schwerin-Connection landet, um Weihnachten vorzufeiern. Ich entschuldige mich ausdrücklich und verspreche, das wir das nachholen. Unsere Weihnachtsfeier ist eine wirklich schöne Feier mit allem was dazugehört: Baum schmücken (besonders zu erwähnen wäre Jannes fallender Engel mit der Aufschrift „I hate Großkapitalismus“), Trash-Julklapp, Geschenke austauschen und einem „Liederabend“, der sich mit Anstieg des Pegels eher durch Lautstärke denn durch Schönheit auszeichnet. Mein Angeliebter ist nun ganz offiziell eine Rampensau. Keiner grölt lauter das „special“ in „Last Christmas“. Besonders zu erwähnen wäre auch die Freude, Axel M. nach bald einem Jahr wiedergesehen zu haben. Hoffen wir, das es nicht wieder ein Jahr dauert.
Nach noch nicht mal einer Woche sehen sich die Meisten wieder. Ich feiere meinen Geburtstag in Hamburg und kann sagen, es war wirklich ein schöner Abend. Heiligabend begehen wir besinnlich beim Racletteessen mit Betty und der 25. ist ein entspannter Tag mit unseren Jungs. Sylvester steht vor der Tür und ich freue mich schon auf euch alle.
Habt Dank für dieses Jahr, ihr Lieben! Ohne euch wäre es nicht halb so schön gewesen.
Posted by Picasa

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