Mittwoch, Oktober 19, 2005

Vom Rauchen


















Mir wurde einmal gesagt: „Mit dem Rauchen ist es wie mit dem Schwangersein.....entweder man ist Raucher oder man ist keiner!“
Soviel zum Thema Gelegenheitsraucher, obwohl diese sich hinreichend anerkannt fühlen dürften, nachdem in den meisten Kontaktbörsen beim Rauchverhalten zwischen „Ich rauche“ und „Ich rauche nicht“ ein „Ich rauche gelegentlich“ aufgelistet ist.

Ich selber war von meinem 14. Lebensjahr an starker Raucher und habe trotzdem nach 11 Jahren 1996 von heute auf morgen aufgehört.
Erst ein Jahr später fehlte es mir, aber das spontane Wohlgefühl, der Luxus wieder Riechen und Schmecken zu können, überwog und ließ mich nicht einbrechen. Zwei Tage später war alles vergessen.

Und doch, fast genau 9 Jahre später konnte ich an nichts anderes mehr denken als an eine Zigarette. Der Umzug und die Planung eines großen Projektes ließen meine Nerven summen wie extrem gespannte Drahtseile und nichts schien beruhigender als ein Zug an der Zigarette meines Angeliebten. Und so zog ich. Und ich zog. Und ich zog. Und ich zog.

Nun gut, beruhigte ich mich, solange du dir selbst keine Schachtel kaufst, wird es schnell den Weg zurück geben. Ab da war ich Persona non Grata für mein rauchendes Umfeld.
Waren die rauchenden Menschen um mich herum, und das sind nicht gerade wenig, liebe Frau Schmidt, anfangs noch amüsiert, teilweise besorgt, wandelte es sich alsbald in latente Verärgerung.
Auch wenn es mir noch nicht bewusst war, Zigaretten sind inzwischen unglaublich teuer.

Ich ahnte, das ich diesmal nicht so leicht aus der Sache rauskommen würde und tat was getan werden musste - ich kaufte nach all den Jahren meine erste Schachtel Zigaretten für mich selbst und gab damit zu: „Ich bin ein Raucher“
Aber war ich nach dem Zug an meiner ersten Zigarette je wieder keiner?

Auch wenn das bei meinen Freunden und sicher auch an dieser Stelle für Gelächter sorgen wird, Sätze wie „Rauchen lässt ihre Haut altern“, „Rauchen verursacht Krebs“, „Rauchen führt zu Herz-Kreislauferkrankungen“ und, auch wenn das mitnichten für mich Gültigkeit hat, „Rauchen kann zu Impotenz führen“ bohrten sich mit jeder Schachtel in mein Gehirn.
Ich möchte mich gut fühlen, möchte nicht dauernd Sodbrennen haben, möchte ordentlich Schmecken und Riechen können, möchte nicht mit Mitte vierzig im Krankenhaus liegen, Blut husten und trotzdem noch versuchen, die Schwester auszutricksen, um mir eine Zigarette anzustecken.

Und doch, mal ehrlich, was gibt es schöneres, als in der Arbeit inne zu halten und für fünf Minuten in diese wunderbare, entspannende, alles ausschließende Welt einzutauchen?
Sich auf diese Art „Luft zu verschaffen“?
Ist es nicht letztendlich die Zigarette, die uns die Pause, manchmal auch den nötigen Raum, die 5-Minuten-Distanz ermöglicht?
Und der sinnliche Aspekt nicht zu vergessen - Der Moment, wenn man den Rauch tief in seine Lungen inhaliert und ihn langsam wieder hervorkommen lässt, ihn sowohl durch Mund wie auch durch Nase fließen lässt, die Atmung für einen Moment verlangsamt, sich ihrer bewusst wird.....

Ich habe vor zwei Wochen meine letzte Zigarette geraucht, drum, Freunde, habt Verständnis, wenn ich gierig starre, sobald sich einer von euch eine anzündet.
Posted by Picasa

1 Kommentar:

rock'n'art hat gesagt…

au weia.
nicht schlecht. nicht schlecht.

gestern hat mein lieblingskollege mich mal wieder mit seinen antirauchparolen in den wahnsinn getrieben. aber nun, gerade in diesem moment (na toll, mit fluppe im mund...) fühle ich mich angesprochen und berührt.

und nun..?